Wie gestalte ich gute Gruppenarbeiten?

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Gruppenarbeiten sind Standard im Unterricht. Dennoch ist es ebenfalls eine anspruchsvolle Methode und Sozialform. Wir zeigen dir im folgenden Artikel, worauf du bei einer erfolgreichen Gruppenarbeit achten kannst.

Warum sollte ich Gruppenarbeiten in meinen Unterricht einbauen? 

Bei Gruppenarbeiten erlernen deine Schüler:innen Fähigkeiten, die sie weder in Einzel- oder Partnerarbeit noch im klassischen Frontalunterricht trainieren können. Sie ringen miteinander und suchen den besten Weg, um eine komplexe Aufgabenstellung zu bearbeiten und sie später zu präsentieren. Deine Schüler:innen erlernen dabei gelebte Demokratie. Damit ist die Gruppenarbeit nicht einfach nur eine Methode, sondern sie hat auch einen großen Anteil an Selbstzweck. Das bedeutet, dass deine Schüler:innen während der Arbeit in der Gruppe nicht nur Unterrichtsgegenstände inhaltlich erarbeiten, sondern darüber hinaus Zusammenarbeit mit anderen erlernen. Diese Fähigkeiten benötigen sie nicht nur in der Schule, sondern auch im späteren Arbeitsleben oder in ihrer weiteren Ausbildungslaufbahn. 

Höheres Aktivierungslevel und mehr echte Lernzeit

Gruppenarbeiten bieten aber noch einen weiteren Vorteil: Anders z. B. als im Frontalunterricht, bei dem meistens nicht alle Schüler:innen auf gleiche Weise den Unterricht bereichern können, gibt es bei Gruppenarbeitsphasen ein viel höheres Aktivierungslevel. Dadurch, dass es viele Dinge gleichzeitig zu tun gibt, müssen sich die Mitglieder einer Gruppe auf eine Arbeitsteilung einigen, nach der dann alle Schüler:innen zur selben Zeit aktiv arbeiten können. Dadurch entsteht ein erhöhter Anteil echter Lernzeit für alle: Während man bei Lehrer:innenvorträgen auch zwischendurch einmal abschalten kann (z.B. weil am Ende das Wichtigste ohnehin noch einmal zusammengefasst gesichert wird), ist dies bei mit Gruppenarbeiten erfahrenen Schüler:innen nicht möglich. Alle arbeiten beständig daran, das gemeinsam gesteckte Ziel zu erreichen. 

Gruppenarbeit erhöht die Motivation

Schüler:innen können bei einer attraktiven Aufgabengestaltung mit einem höheren Motivationsgrad an die Arbeit gehen. Dieser steigert sich, wenn die Schüler:innen zum einen erkennen, dass der Unterrichtsgegenstand etwas mit ihrem Leben zu tun hat und zum anderen, dass sie in der Unterrichtsphase nach ihren Interessen und Neigungen arbeiten können. Dadurch nehmen sie die anfallende Arbeit weniger als „Plackerei“, sondern vielmehr unterbewusst als individuelle Arbeit für sich selbst wahr. 

Regeln sind für die Gruppenarbeit unerlässlich 

Idealerweise haben deine Schüler:innen bereits Erfahrungen mit der Arbeit in der Gruppe und die Regeln sind allen bekannt. Andernfalls solltest du mit den Schüler:innen gemeinsam Regeln erarbeiten, wie möglichst gut und produktiv zusammengearbeitet werden kann. Solche könnten z. B. lauten: 

Regeln für eine Gruppenarbeit

Wenn sich alle Schüler:innen an diese Regeln halten, kann die Gruppenarbeit ein voller Erfolg werden. Sie versammeln sich damit hinter dem gemeinsamen Gruppenziel und einigen sich darauf, gemeinsam an der Fertigung einer Präsentation zu arbeiten. Sie werden außerdem darauf hingewiesen, dass es wichtig ist, miteinander zu kommunizieren; wenn jemand eine gute Idee hat, wenn jemand eine Frage hat oder ein Problem feststellt, muss er dies den anderen mitteilen, sodass anschließend darüber diskutiert werden kann. 

Für eine gute Arbeitsatmosphäre sollten die Tische im Klassenraum schnell zu Gruppentischen umgeräumt werden können. Dafür eignet sich z. B. die sogenannte „lehrerzentrierte Gruppensitzordnung“. (Bild) Finde außerdem heraus, inwiefern du weitere Klassenräume nutzen kannst (z. B. bei Aufgabenstellungen, bei denen Tonaufnahmen gemacht werden sollen) oder kleine Arbeitsräume zur Verfügung stehen (z. B. Differenzierungsräume). 

Wie wird die Gruppenarbeit erfolgreich?

Damit die Gruppenarbeit ein voller Erfolg wird, solltest du vorher genügend Zeit in die Planung investieren. Überlege dir dabei genau, was deine Schüler:innen erarbeiten sollen. Diese Erwartungen musst du deinen Schüler:innen sehr transparent, am besten schriftlich, mitteilen, damit sie sich während der Planung- und Arbeitsphase daran orientieren können. Geht es um die Bewertung, kannst du deine Schüler:innen mit einbeziehen. Häufig haben sie eine ganz gute Intuition dafür, was bewertbar ist und was nicht und worauf es bei einer guten Präsentation ankommt.

Leitfragen für deine Vorbereitung können z. B. sein: 

  • Welche Erwartungen habe ich an meine Schüler:innen?
  • Welches Ergebnis soll am Ender der Gruppenarbeit stehen?
  • Was genau sollen meine Schüler:innen erarbeiten?
  • Wie viel Zeit steht den Gruppen zur Erledigung der Aufgabe zur Verfügung?
  • Können meine Schüler:innen die Aufgabe mit ihren erlernten Fähigkeiten bewältigen?
  • Wie soll das Ergebnis bewertet werden?

Auf die Aufgabenstellung kommt es an

Die Formulierung einer klaren Aufgabenstellung ist das Kernelement deiner Vorbereitung. Die Aufgabenstellung sollte so komplex sein, dass sich eine Gruppenarbeit auch wirklich „lohnt“. Das bedeutet, dass sie so viele Anknüpfungspunkte bieten muss, dass auch alle Schüler:innen gleichzeitig arbeiten und ihre Ideen und Fähigkeiten zur Lösung der Aufgabe einbringen können. Die Aufgabenstellung sollte außerdem so offen sein, dass sie für die Kreativität deiner Schüler:innen sowohl bei der Bearbeitung als auch bei der Präsentation hinreichend Platz einräumt. Als Faustregel kann gelten: So viel Orientierung wie nötig, so wenig Geschlossenheit wie möglich. Je älter die Schüler:innen, desto offener die Aufgabenstellung. 

Eine gelungene Aufgabenstellung ist in einfachen und kurzen Sätzen formuliert und verzichtet auf allzu viele Fachbegriffe. Wenn Du Fachbegriffe verwenden musst, solltest Du sicherstellen, dass alle Schüler:innen den Begriff verstehen. Die Formulierung sollte sehr konkret und anschaulich sein. Das kann z. B. dadurch gelingen, dass Du die Aufgabenstellung in einen lebensnahen Kontext rückst – insbesondere bei produktionsorientierten Aufgabenstellungen ist dies häufig sehr gut möglich. Die Aufgabenstellung sollte übersichtlich gegliedert sein, damit die Schüler:innen sich daran orientieren können. Hebe Wichtiges durch die Formatierung hervor. 

Gleiche oder verschiedene Aufgabenstellungen?

Sollen alle Gruppen den gleichen Arbeitsauftrag (themengleicher Gruppenunterricht) oder verschiedene Aufgaben (themendifferenzierter Gruppenunterricht) erhalten? Die Beantwortung dieser Frage steht in starker Abhängigkeit zur Aufgabenstellung. Ist die Aufgabenstellung sehr offen, ist es wahrscheinlich, dass deine Schüler:innen auch bei gleicher Aufgabenstellung zu sehr unterschiedlichen Ergebnissen kommen. Dann lohnt es sich auch alle Lösungen präsentieren zu lassen, ohne dass zu viele Wiederholungen auftreten. 

Wie setzen sich die Gruppen zusammen?  

Die Gruppenzusammensetzung ist ein „heikles“ Thema. Viele Schüler:innen wollen aus nachvollziehbaren Gründen mit ihren Freund:innen zusammenarbeiten. Das birgt allerdings die Gefahr, dass Unterrichtszeit, die für die Gruppenarbeit reserviert ist, für Privatgespräche genutzt wird. Außerdem werden damit Schüler:innen ausgeschlossen, die weniger gut in die Klassengemeinschaft integriert werden. Da die Schüler:innen lernen sollen, sich mit vielen anderen Personen in einem Arbeitsprozess einigen zu können, ist es für die Ausbildung von Methodenkompetenz ideal, wenn die Zusammensetzung der Gruppen durch den Zufall oder durch dich als Lehrkraft festgelegt wird. 

Material und Medien

Die Frage des Materials muss in Abhängigkeit zur Lerngruppe gesehen werden. Ältere Schüler:innen benötigen bei der Recherche und dem Zusammentragen von Informationen weniger Unterstützung. Jüngere Schüler:innen müssen allerdings erst lernen, was eine vertrauenswürdige Quelle ist, von der sie Informationen beziehen. Daher bietet es sich manchmal eher an, eigene Informationstexte zu verfassen (oder Texte aus Büchern zur Verfügung zu stellen), Links zu Internetquellen anzubieten oder bei der Quellenarbeit zu unterstützen. 

Welche Aufgabe habe ich während der Gruppenarbeit? 

Bestenfalls besteht deine Hauptaufgabe darin, den Klassenraum zu öffnen und am Ende wieder abzuschließen. Das bedeutet, dass du dich während der Arbeitsphasen möglichst zurückhältst, damit die Schüler:innen an der Aufgabe wirklich eigenständig arbeiten können. 

Für die Schüler:innen bedeutet das, dass sie ihren Arbeitsprozess sehr gut selbst organisieren müssen. Du kannst ihnen dafür eine Hilfestellung an die Hand geben, damit sie sich angeleitet einen Überblick über die Herausforderungen der Aufgabenstellung verschaffen können, die anstehenden Aufgaben notieren, sortieren und schließlich untereinander aufteilen können.  

Nur, wenn eine Gruppe wirklich gar nicht mehr weiter kommt, solltest du in den Arbeitsprozess eingreifen und dabei beratend zur Seite stehen. Versuche dabei, dich in die Lage der Schüler:innen zu versetzen: Auch wenn du wahrscheinlich bereits ein „Musterergebnis“ vor Augen hast, besteht die Möglichkeit, dass Schüler:innen zu eigenen, ganz anderen, aber sehr überzeugenden Ergebnissen kommen. Versuche also, die Schüler:innen so zu beraten, dass sie ihre eigenen Ideen auf ihre Weise gut umsetzen können. 

Was mache ich, wenn es einmal gar nicht läuft? 

Häufig erleben Lehrkräfte, dass die Zeit, die den Schüler:innen für die Arbeit in ihren Gruppen zur Verfügung gestellt wird, nicht für die gemeinsame Bearbeitung der Aufgaben vollständig genutzt wird. Gerade bei jüngeren Klassen ist dies mehr als verständlich, da die eigenständige und selbstorganisierte Arbeit an einer komplexen Aufgabenstellung ein hohes Maß an Konzentration und Disziplin einfordert – dies sind beides Eigenschaften, die Schüler:innen auch mithilfe von Gruppenarbeiten erlernen können und müssen. Wenn du feststellst, dass Gruppen sich nicht mit ihrer eigenen Aufgabe beschäftigen, kann dies mehrere Ursachen haben: Frage daher die betreffenden Gruppen, was ihnen fehlt, um sich auf die Gruppenarbeit zu konzentrieren. Damit signalisierst du deinen Schüler:innen, dass du nicht davon ausgehst, dass sie den Unterricht um des Störens willen stören, sondern zeigst ihnen deine Hilfsbereitschaft. So kannst du ihnen helfen, ihre Problemlösekompetenz zu erweitern, da sie dann angeleitet den Gruppenarbeitsprozess reflektieren. Darüber hinaus kannst du für die Konzeption deiner nächsten Gruppenarbeit wichtige Erkenntnisse mitnehmen. Auf ein „Wir wissen nicht, was wir machen sollen!“ hast du verschiedene Reaktionsmöglichkeiten; je nachdem, weshalb du glaubst, dass einige Gruppenmitglieder gerade nicht arbeiten.  

  • Verweise auf die aufgestellten Gruppenregeln: Wenn jemand mit der Bearbeitung seiner Teilaufgabe fertig ist, bietet er Hilfe an. 
  • Gib deinen Schüler:innen eine weitere oder eine modifizierte Aufgabenstellung: Wenn eine Gruppe fast fertig ist, kannst du deine Schüler:innen dazu anleiten, an ihrer Präsentation zu feilen, ein weiteres Themengebiet zu bearbeiten, sich bereits mit den Reflexionsfragen zu beschäftigen etc. Möglicherweise ist deine Aufgabenstellung nicht komplex genug, sodass du hier nachschärfen musst. 
  • Hilf deinen Schüler:innen, ihr Problem zu identifizieren und gemeinsam zu lösen: An manchen Stellen in Gruppenarbeitsprozessen „geht es einfach nicht weiter“. Indem du als Moderator:in die Schüler:innen mithilfe des Projektplans dazu anleitest, ihren Arbeitsprozess zu reflektieren und dabei mögliche aktuelle Baustellen festzustellen, können die Schüler:innen ihre Problemlösekompetenz ausbauen. 
  • Unterstütze deine Schüler:innen dabei, miteinander ins Gespräch zu kommen: Bei einigen Gruppen – insbesondere bei ganz zufällig zusammengestellten – gibt es zu Beginn des Prozesses eine Schwelle, eigene Ideen und Vorstellungen miteinander zu besprechen. Auch in diesem Fall kannst du als Moderator:in das Gespräch anleiten und der Gruppe z. B. helfen, einen gemeinsamen Projektplan aufzustellen.

Modifikationen können notwendig sein

Neben Blockaden im Arbeitsprozess kann es auch sein, dass deine Aufgabenstellung für die Schüler:innen nicht hinreichend attraktiv ist. Das ist völlig natürlich – es wird kaum einen Themenbereich geben, mit der eine ganze Schulklasse im gleichen Maß zu motivieren ist. Hier hast du auch nach Beginn der Gruppenarbeit noch die Möglichkeit, die Aufgabenstellung in einem gewissen Rahmen anzugleichen: 

  • Haben deine Schüler:innen eigene Ideen, ob sie ein anderer Teilbereich des Themas mehr interessiert? Sollte dies ein Teilbereich sein, mit dem die Schüler:innen die gleichen von dir vorgesehenen Kompetenzen erreichen können, können die Schüler:innen stattdessen eine modifizierte Aufgabe bearbeiten. 
  • Du kannst darüber hinaus deinen Schüler:innen bei der Ergebnisform eine größere Freiheit zusprechen. Ggf. verändert sich dadurch dann der Schwerpunkt der Aufgabenstellung, sodass die Schüler:innen mit einem größeren Maß an Motivation an die Arbeit gehen können. 

Überprüfe bei beiden Modifikationsarten, sofern du diese den Schüler:innen einräumen kannst, ob dann das Ziel deiner Gruppenarbeitsphase für die Schüler:innen genauso gut erreicht werden kann. Dies ist bei hinreichend offenen Aufgabenstellungen in der Regel kein Problem. Außerdem solltest du solche Modifikationen gemeinsam mit den Schüler:innen aushandeln, sodass sie lernen, ihre eigenen Vorstellungen in Arbeitsprozesse einbringen zu können.  

Und nach der Gruppenarbeit „business as usual“? 

Bevor du nach einer Gruppenarbeitsphase wieder in andere Unterrichtsformen einsteigen kannst, solltest du unbedingt mit deiner Klasse gemeinsam die Gruppenarbeit reflektieren. Durch eine gemeinsame Auswertung erlangen die Schüler:innen wichtige Erkenntnisse für die nächste Gruppenarbeitsphase. Darüber hinaus kannst auch du für die Vorbereitung deiner nächsten Gruppenarbeitsphase sicherlich etwas mitnehmen. 

Reflexionsimpulse an die Schüler:innen können zum Beispiel sein:  

  • Ich habe mich gut in die Gruppenarbeit eingebracht. 
  • Meine Ideen haben die Gruppenarbeit bereichert. 
  • Die Ideen der anderen haben die Gruppenarbeit bereichert. 
  • Ich wusste die ganze Zeit, was zu tun ist. 
  • Bei Problemen konnte ich auf die Unterstützung der anderen Gruppenmitglieder setzen. 
  • Unser:e Lehrer:in hat uns gut beraten, wenn wir mal ein Problem hatten. 
  • Mir hat das Arbeiten in der Gruppe Spaß gemacht. 
  • Die zur Verfügung gestellte Zeit hat ausgereicht. 
  • Ich habe durch die Gruppenarbeit viel Neues gelernt. 
  • Die Auswahl des Themas hat mich motiviert. 
  • Ich bin mit unserem erarbeiteten Ergebnis sehr zufrieden. 

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