Digitaler Unterricht – ein Lösungsansatz?

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Der Staat stellte unter anderem mit dem DigitalPakt Schule mehrere Milliarden bereit, um Schulen in das digitale Zeitalter zu bringen. Schulen und der Unterricht müssen schließlich endlich digitalisiert werden. Aber genügt die Bereitstellung von Geräten und einer Internetverbindung für guten (digitalen) Unterricht? Und ist digitaler Unterricht mitlerweile an deutschen Schulen ankommen?

Digitaler Unterricht soll Medienkompetenz schulen

Dass wir in unserem Unterricht digitale Elemente und den Austausch über Medienkompetenzen integrieren sollten, steht außer Frage. Wir bereiten Schüler:innen auf das Leben und die Gesellschaft außerhalb der Schule vor. Dazu gehört mittlerweile auch der Umgang mit digitalen Medien. Insbesondere die Sensibilisierung  junger Menschen bei Themen wie der Sicherheit im digitalen Raum oder der Umgang mit Informationen (Stichwort: Fake News) ist essenziell. Deshalb ist eben auch digitaler Unterricht notwendig (KMK 2017).

Fächerübergreifendes Konzept als ein Lösungsansatz

Nichtsdestotrotz sollte die zentrale Frage nicht lauten „Wie kann ich meinen Unterricht digitalisieren?“, da sie einige wichtige Aspekte außer Acht lässt. Muuß-Merholz (2015) formulierte dazu eine treffende Aussage: „Digitale Medien sind nicht Teil der Frage, sondern Teil der Antwort.“ Denn egal, ob wir digital oder analog arbeiten, die Grundlage für guten Unterricht ist die pädagogische Einbettung der Inhalte. Der Einsatz digitaler Medien muss also (fach-)didaktisch hinterfragt werden: ist es wirklich sinnvoll, dass die Schüler:innen mit einer Software kongruente Dreiecke erstellen, statt sie auf einem Blatt Papier konstruieren zu lassen? Auch sollte ein hoher Anteil an echter Lernzeit sowie eine klare Schüler:innenorientierung gegeben sein – wie im analogen Unterricht auch. Sinnvoll wäre sogar ein Konzept, dass fächerübergreifend umgesetzt werden kann. So kann auch sichergestellt werden, dass alle Lehrkräfte der Schule die nötigen Weiterbildungen für Medienkompetenzen enthalten. Außerdem richtet sich die Umsetzung digitalen Unterrichts auch nach den technischen Voraussetzungen an der Schule (Kuhn, J. et al.,2017).

Vorteile digitalen Unterrichts

Berücksichtigt man diese wichtigen Aspekte, zeigen sich deutlich die Vorteile des digitalen Unterrichts, die ganz klar für den gezielten Einsatz digitalen Unterrichts sprechen:

  • erhöht die Motivation bei Lernenden
  • Schüler:innen sind aktiver an der Steuerung ihres individuellen Lernprozesses beteiligt
  • Differenzierung, die in heterogenen Lerngruppen häufig eine enorme Mehrbelastung für die Lehrkraft bedeutet, kann durch digitalen Unterricht entlastet werden
  • Kompetenzzuwachs im Bereich der technischen Kompetenz und der Medien- sowie Informationskompetenz

Quellen
Kuhn, J. et al. (2017). „Fachdidaktische Mehrwerte durch Einführung digitaler Werkzeuge.“ In: Meißinger-Koppelt, J. et al. (Hrsg.), Lernprozesse mit digitalen Werkzeugen unterstützen. Perspektiven aus der Didaktik naturwissenschaftlicher Fächer. Hamburg: Joachim Herz Stiftung Verlag. S. 11–32.
Kultusministerkonferenz (Hrsg.) (2017). Strategie „Bildung in der digitalen Welt“. Beschluss der Kultusministerkonferenz vom 08.12.2016. 
Muuß-Merholz, J. (2015). Chancen der Digitalisierung für individuelle Förderung im Unterricht. Zehn gute Beispiele aus der Schulpraxis. Berlin: Bertelsmann Stiftung.

Im Video: Beispiele für eine didaktisch sinnvolle Umsetzung digitalen Unterrichts

Schauen wir uns zwei Szenarien genauer an, wie digitale Medien den Unterricht lernfördernd unterstützen können. Michelle berichtet von kollaborativen Mindmaps. Steffen gibt euch Einblicke in das Flipped Classroom Konzept.

Vertiefung: Leuchtturmschulen mit digitalem Unterricht

Das Deutsche Schulportal hat verschiedene Schulen begleitet, die aufgrund unterschiedlicher Aspekte als sogenannte Leuchtturmschulen agieren. Ihre Konzepte, Ansätze oder Unterrichtsumsetzung sind zeitgemäß und können als Inspiration für andere Schulen dienen. Drei davon stellen wir dir hier vor.

Gesamtschule Münster-Mitte

Dank individueller Lernpläne, in denen konkrete Wochenziele vereinbart werden, arbeiten die Schüler:innen selbstständig und im eigenen Tempo an den definierten Zielen. Das geschieht in den sogenannten Lernbüros, die Fachlehrkraft agiert als Lernbegleitung und -beratung. In ihren Logbüchern vermerken die Schüler:innen ihre Ziele für die Woche bzw. was sie in der Woche gelernt haben und was sie sich als nächstes vornehmen. Feedback erhalten die Lernenden auf verschiedenen Kanälen von ihrer Lehrkraft. Während des Distanzlernens ließ sich dieses Konzept ohne großen Aufwand in die digitale Welt überführen. So wurden unter anderem die Lernpläne über eine Lernplattform verschickt und die Lernbüros fanden als Videokonferenz mit Breakout Groups statt. 

Link zum Video: https://youtu.be/w7ugau5q5oU


Realschule am Europakanal

Die Schule am Europakanal versteht sich selbst als digitale Schule. Schüler*innen sollen hier den Umgang mit digitalen Medien lernen und sich dabei nicht nur mit den technischen, sondern auch mit kulturellen, sozialen und kritischen Aspekten auseinandersetzen. Dafür gibt es 8 iPad-Klassen, den anderen 24 Klassen stehen ebenfalls Geräte zur Verfügung. Durch digitale Lernprogramme, interaktive Schulbücher, Video-Tutorials und vieles mehr findet hier digitaler Unterricht statt. Außerdem hat die Schule einen EDU-Blog eingerichtet, auf dem Unterrichtsinhalte zur Verfügung gestellt werden können, die Kommunikation mit den Eltern funktioniert über ein elektronisches System. Damit die Lehrkräfte diesen digitalen Unterricht bestmöglich umsetzen können, gibt es regelmäßig interne Mikrofortbildungen zu unterschiedlichen Themen, u.a. „Wie lade ich Dateien in die Cloud?“

Link zum Video: https://youtu.be/iV-fTK5lczw


Siebengebirgsschule Förderschule der Stadt Bonn

An der Siebengebirgsschule lernen viele unterschiedliche Schüler:innen. Neben verschiedenen Förderbedarfen gibt es auch Kinder aus sozial schwachen Familien, die ihre Kinder teilweise nicht so unterstützen können, wie es manchmal in der Schule verlangt wird. Die Siebengebirgsschule hat es sich deshalb zur Aufgabe gemacht, wirklich alle Schüler:innen mitzunehmen. Dafür wurden unter anderem digitale Geräte gekauft und Videos von den Lehrkräften gedreht, damit sich die Schüler*innen die Themen in ihrem eigenen Tempo erarbeiten können. Ein finales Quiz überprüft den Wissenserwerb. Zusätzlich gibt es ein Punktesystem, indem die Lernenden durch ihre Arbeit Punkte sammeln und für Belohnungen, wie zum Beispiel für „Hausaufgabenfrei“, einlösen können. Das alles wird als gesamtes Schulkonzept digital umgesetzt.

Link zum Video: https://www.youtube.com/watch?v=wJAzQQTP9ZI

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