Gesundheit – Lebensziel, Megatrend, Grundrecht
Selten wurde in unserer Gesellschaft Gesundheit so großgeschrieben wie heute. Und Lehrer:innen gehen mit gutem Beispiel voran, jedenfalls auf den ersten Blick: Sie rauchen weniger, sind fitter und neigen seltener zu Übergewicht als die Allgemeinbevölkerung. Lehrkräfte sind also gesünder – könnte man meinen.
Doch Gesundheit endet nicht bei unserem Körper – und sie ist mehr als das bloße Fehlen von Beschwerden. Denn Lehrer:innen sehen sich mit zunehmend vielfältigeren Herausforderungen und Erwartungen konfrontiert:
- Zeitdruck
- Lärm
- Überlastung
- Erfolgsdruck
- Stress
Wo die Pandemie vielerorts für eine Rückbesinnung auf Selbstfürsorge und Entschleunigung gesorgt hat, hat sie für Lehrende vor allem Öl ins Feuer gegossen. Home-Schooling, technische Debakel, überquellende Erwartungen verzweifelter Eltern.
Die Resultate zeichnen ein erschreckendes Bild in Statistiken, Tendenz steigend. Dreißig Prozent aller Lehrer:innen weisen Symptome psychischer oder psychosomatischer Erkrankungen auf, insbesondere Erschöpfung, Depression und Angststörung. Lehrer:innengesundheit adieu?
3 Grundsäulen des Wohlbefindens
Einer Entzerrung der Arbeitsanforderungen und -bedingungen an Schulen bedarf es zweifelsohne. Soziale Gesundheit bildet schließlich neben physischer und psychischer Gesundheit eine von drei Grundsäulen des Wohlbefindens. Aber vor allem kurzfristig lassen sich keine fundamentalen Änderungen im Arbeitsalltag implementieren; insbesondere dann, wenn deutsche Bürokratie, widersprüchliche Covid-Politik und überquellende Klassenräume auf Personalmangel und Digitalisierung treffen. Das überfordert. Lähmt. Macht die Gesundheit zur Mammutaufgabe.
Weiter machen die meisten trotzdem, jedenfalls bis zum Breakdown oder der Frühpensionierung.
Das Gute: Für jedes Problem gibt es eine Lösung. Für die meisten Leiden gilt das genauso wie für eine Gleichung mit einer Unbekannten.
Disclaimer: wir sind keine Expert:innen, das Wissen haben wir durch Recherche bzw. Erfahrungen (im Umfeld) gesammelt.
Wo fange ich an?
Mehr gute Nachrichten: Wenn du diesen Artikel gefunden und bis hierhin weitergelesen hast, hast du die ersten Schritte bereits geschafft, nämlich anzuerkennen, dass womöglich ein Defizit besteht und Informationen zu sammeln. Besonders das Eingestehen psychischer Probleme kann eine Herausforderung sein.
Anlaufstellen
TelefonSeelsorge, 24 Stunden täglich
0800-111 0 111
0800-111 0 222
Stiftung Deutsche Depressionshilfe
Info-Telefon Depression 0800 / 33 44 533
Mo, Di, Do: 13:00 – 17:00 Uhr
Mi, Fr: 08:30 – 12:30 Uhr
Rettungsdienst
112
Ärztlicher Bereitschaftsdienst
116117
Notaufnahmen umliegender psychiatrischer Kliniken
behandelnder Hausarzt
Doch nur weil Beschwerden nicht akut lebensbedrohlich sind, heißt das nicht, dass du sie ignorieren solltest. Fast alle Leiden, die Lehrer:innen im Alltag plagen, sind Coping Mechanisms, also zur Problembewältigung habitualisierte Verhaltensmuster. Stattdessen lohnt es sich, Achtsamkeit zu üben. Möglichkeiten dafür sind zum Beispiel:
- Tagebuch schreiben
- meditieren
- Tabellen verfassen
- abendliche Rückblicke im Bett
Bei Antriebslosigkeit, steifem Nacken oder schwerwiegenden Symptomen lohnt es sich den Rat von Expert:innen einzuholen. Insbesondere bei psychischen und psychosomatischen Symptomatiken, die Betroffenen schnell wie ein Fass ohne Boden erscheinen können.
Veränderungen fordern Geduld und Durchhaltevermögen
Jetzt schneidest du dir am besten eine Scheibe deiner Schüler:innen ab. Die Devise: Chill mal.
Menschen sind Gewohnheitstiere. Daher fordern Veränderungen Geduld – und Durchhaltevermögen.
Wer sich bei frustrierten Gedanken über mangelnde Genesungsfortschritte ertappt, läuft Gefahr, in einen Teufelskreis zu rutschen und sich entweder zu überlasten oder dem eigenen Körper/Gehirn nicht genügend Zeit zu geben, sich an Umstellungen zu gewöhnen.
Du erinnerst sich vielleicht daran, wie du Fahrradfahren gelernt hast. Ohne zu stürzen geht es (meist) nicht. Und das ist in Ordnung.
Eine Frage mit 1.000 Antworten – Wie geht es dir?
Darauf nicht sofort eine Antwort zu haben, ist völlig okay – und passiert tatsächlich häufig. Falls auch du dich dabei ertappst, nimm dir einfach ein paar Minuten der Achtsamkeit. Wie geht es dir wirklich? Was bedeutet Gesundheit für dich als Lehrer:in? Gibt es problematische Trends, die dir im Berufsalltag – vielleicht auch bei Kolleg:innen – auffallen?
Worüber würdest du gerne mehr erfahren? Denn es wird eine ganze Reihe zum Thema Lehrergesundheit geben, in der wir konkrete Fragestellungen und Symptomatiken behandeln werden. Schreibe uns gerne deine Ideen.