ChatGPT als Anwendung der künstlichen Intelligenz ist aktuell in aller Munde und erlebt einen echten Hype. Sie wird bereits von vielen Schüler:innen nicht nur zum Ausprobieren genutzt, sondern für das Erledigen der Hausaufgaben verwendet. Wie du als Lehrkraft die Vorteile von ChatGPT einsetzen kannst und was es dir im Unterricht bringt, zeigen wir dir hier an einigen Beispielen.
Was ist ChatGPT?
Aber fangen wir kurz mit den Grundlagen an: Was ist ChatGPT? Das fragen wir die künstliche Intelligenz direkt mal selbst:
Um zu verstehen, was damit gemeint ist, sollten wir wissen, dass OpenAI ein Unternehmen ist, das sich zum Ziel gesetzt hat, die Entwicklung von künstlicher Intelligenz (AI = artifical intelligence) zum Wohle aller Menschen voranzutreiben. ChatGPT – eins ihrer Programme – ist kostenfrei zugänglich und kann daher von allen genutzt werden. Es greift dafür auf eine Sammlung verschiedener Datenquellen, unter anderem Wikipedia, bis zum Jahr 2021 zurück. ChatGPT ist nur ein Beispiel für eine Technologie künstlicher Intelligenz, Google hat kürzlich Bard vorgestellt.
ChatGPT in der Schule
ChatGPT kann also Texte schreiben, Fragen beantworten und Aufgaben lösen. Der erste Gedanke von uns Lehrkräften: Die Schüler:innen können jetzt noch einfacher schummeln und sich ihre Aufgaben einfach lösen lassen, statt selbst nachzudenken. Logische Folge – wir sollten ChatGPT verbieten.
Falsch! Einerseits ist das gar nicht so einfach möglich, da es kaum technische Möglichkeiten gibt und generierte Texte sich nicht so einfach nachweisen lassen.1 Aber nicht nur deshalb ist das Verbot von ChatGPT eine schlechte Idee. Langfristig gesehen werden solche Technologien Alltag werden und es ist wichtig, einen verantwortungsvollen Umgang damit zu erlernen. Außerdem bietet das Programm deinen Schüler:innen und dir als Lehrkraft zahlreiche neue Möglichkeiten zu lernen und bietet die Chance, sich auf die wichtigsten Lernprozesse zu konzentrieren. Durch die Verfügbarkeit dieses KI-Textgenerators steigt das kognitive Anspruchsniveau, da geistige Routinetätigkeiten automatisiert werden und Schüler:innen sich mit komplexeren Herausforderungen beschäftigen können (Pädagogische Hochschule Schwyz 2023).
Damit die Schüler:innen durch ChatGPT das Lösen ihrer Aufgaben nicht einfach an das Programm auslagern, ist es wichtig, dieses Tool sinnvoll in Lernprozesse zu integrieren und Aufgaben dementsprechend zu anzupassen. „Zu nennen wären hier zum Beispiel die Fähigkeit zum wissenschaftlichen Arbeiten, Textmusterwissen etc., insbesondere aber analytisches und kritisches Denken, um automatisierte Produkte zu bewerten und ihre Nutzung zu steuern“ (Weßels, Mundorf & Wilder 2022).
Anwendungen für ChatGPT im Unterricht
Im folgenden Abschnitt zeigen wir dir mit einigen Anwendungsbeispielen, wie du die Vorteile von ChatGPT nutzen und so deinen Unterricht effektiver machen kannst.
Material- und Aufgabenerstellung
ChatGPT kann verschiedenste Aufgabentypen erstellen und dazu Lösungen angeben. So musst du nicht für jede Unterrichtsstunde neue Aufgaben in Büchern etc. recherchieren, sondern kannst sie dir einfach generieren lassen. Das kann dazu führen, dass sich deine Vorbereitungszeit deutlich minimiert.
Einige Eingabebeispiele:
- „Nenn mir Aufgaben zur Multiplikation mit Brüchen mit Lösungen.“
- „Nenn mir eine Aufgabe zur Analyse des Gedichts Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland.“
Informationsbeschaffung
Lass deine Schüler:innen mithilfe von ChatGPT Informationen zu einem Thema oder zu einer Fragestellung recherchieren und führe anschließend eine Gruppendiskussion, in der die Schüler:innen verschiedene Standpunkte vertreten und so die recherchierten Informationen sinnvoll einsetzen müssen. So förderst du nicht nur die Medien- bzw. Recherchekompetenz der Schüler:innen, sondern auch ihre Fähigkeiten zum kooperativen Lernen.
Einige Beispiele:
- „Nenn mir Pro- und Kontra-Argumente für den Braunkohleausstieg.“
- „Welche Argumente würden Mitarbeitende eines Braunkohleunternehmens gegen den Braunkohleausstieg vertreten?“
Unterrichtsentwürfe
Lass einen Unterrichtsentwurf inklusive Sachanalyse, methodischer Analyse und didaktischer Analyse für dich schreiben oder recherchiere das Thema vorab. So bekommst du in kurzer Zeit einen Überblick und kannst deine Unterrichtsstunden besser und effektiver planen.
Einige Beispiele:
- „Schreib mir einen Unterrichtsentwurf mit Sachanalyse, methodischer Analyse und didaktischer Analyse zum Thema Lineare Funktionen.“
- „Welche Methoden sind bei der Einführung von linearen Funktionen im Mathematikunterricht sinnvoll?“
Komplexe Fragen beantworten
ChatGPT bietet die Möglichkeit, Fragen präzise zu beantworten, sodass eine zeitintensive Recherche in Bibliotheken oder mit Google nicht mehr notwendig ist. Ein weiterer Vorteil ist, dass die Formulierung der Antworten leicht verständlich sind.
Einige Eingabebeispiele:
- „Erkläre mir das Konzept von Neoliberalismus.“
- „Gib mir eine Zusammenfassung von Thema Goethes Faust.“
Individuelle Differenzierung
Das Programm gibt Feedback zu eigenen erstellten Texten und Lösungen. Das hilft insbesondere deinen Schüler:innen, individuelles und ausführliches Feedback zu ihren Lösungen zu erhalten und darauf aufbauend Förderungsbedarf festzustellen. Außerdem kannst du bei dem Erstellen von Aufgaben unterschiedliches Material je nach Schwierigkeitsgrad differenzieren und so auf die individuellen Lernvoraussetzungen deiner Schüler:innen eingehen.
Einige Beispiele:
- „Schreibe mir ein Feedback zu folgendem Text unter Berücksichtigung der Sprache und des Satzbaus: [dein Text].“
- „Untersuche meine Analyse zum Gedicht Der Erlkönig im Hinblick auf rhetorische Mittel: [dein Text].“
Texte zusammenfassen
Deine Schüler:innen und du können ChatGPT dazu nutzen, Texte zusammenzufassen und so wichtige Information in kurzer Zeit zu entnehmen. Das Programm liefert dir nach Wunsch entweder eine kurze geschriebene Zusammenfassung oder wichtige Schlüsselwörter und Aussagen aus dem Text. Damit können Schüler:innen beispielsweise eine concept map (visuelle Darstellung von Begriffen und ihren Beziehungen zueinander) erstellen, die komplexe Ideen und Zusammenhänge organisiert und verständlich macht.
Ein Beispiel:
- „Nenne mir die wichtigsten Ereignisse und Orte in Tolkiens Der Herr der Ringe.“
- „Beschreibe die Beziehungen der Personen in Shakespeares Hamlet.“
Zu beachten!
Bei der Arbeit mit einer künstlichen Intelligenz wie ChatGPT können einige Probleme und Herausforderungen auftreten. So beispielsweise, wenn es um das Verständnis einer von dir gestellten Frage geht. Die Antworten von ChatGPT werden auf Basis von Algorithmen und maschinellem Lernen generiert und daher kann es passieren, dass die KI den Kontext einer Frage nicht vollständig versteht. Dadurch kann ChatGPT manchmal nicht genau auf die gestellte Frage eingehen und eine passende Antwort geben. Eine weitere Herausforderung liegt in dem Umfang des Wissens der KI. Insbesondere bei sehr spezifischen Fachbereichen kann es sein, dass ChatGPT nicht immer über das notwendige Wissen verfügt, um eine Frage korrekt zu beantworten. Ein weiteres Problem besteht darin, dass die Antworten von ChatGPT auch Fehler oder falsche Informationen enthalten können. Das tritt insbesondere dann auf, wenn es um aktuelle Ereignisse oder komplexe Themen geht. Wichtig ist daher eine kritische Auseinandersetzung mit den Antworten und gegebenenfalls eine Verifizierung mithilfe von anderen Quellen.
Einige sinnvolle Anwendungsmöglichkeiten von ChatGPT hast du jetzt kennengelernt. Trotzdem ist es wichtig, dass deine Schüler:innen eigenständig Texte verfassen können und bestimmte Routineverfahren wie Rechnen nicht vollständig durch ChatGPT ersetzt werden. Viele Kompetenzen kann und soll eine Technologie uns nicht abnehmen. Außerdem sollte darauf geachtet werden, dass die erhaltenen Informationen hinterfragt und mit entsprechenden Quellen verifiziert werden. Die Praxisbeispiele, die wir dir hier erläutert haben, können im Unterricht eingesetzt werden, um diesen effektiver zu machen und die Medienkompetenz der Schüler:innen zu stärken.
1 OpenAI arbeitet aktuell selbst an einem Tool zur Erkennung von generierten Texten.
Quellen
Weßels, D., Mundorf, M. & Wilder, N. (2022): ChatGPT ist erst der Anfang. Hochschulforum Digitalisierung.
Pädagogische Hochschule Schwyz (2023): ChatGPT & Schule. Online unter: https://mia.phsz.ch/MIA/ChatGPT