In der heutigen sich schnell wandelnden Welt, geprägt von Informations- und Kommunikationstechnologien, zählt digitale Kompetenz neben den Lese-, Schreib- und Rechenfähigkeiten ebenso zu den Grundfertigkeiten. Deine Aufgabe als Lehrer:in ist es also, junge Menschen dahingehend auszubilden. Damit du diese Aufgabe erfolgreich umsetzen kannst, benötigst du selbst digitale Kompetenzen als Lehrer:in. Welche das sind und wie du sie am besten in deinen Unterricht einbringen kannst, um auch deinen Schulalltag als Lehrkraft zu verbessern, erfährst du in diesem Artikel.
Warum sind digitale Kompetenzen als Lehrer:in wichtig?
Laut der KMK (2017) sei das oberste Ziel „schulischer Bildung, […] junge Menschen zu befähigen, [sich] in der modernen Gesellschaft zu orientieren und politische, gesellschaftliche und wirtschaftliche Fragen und Probleme kompetent zu beurteilen.“ Um dieses Ziel zu erreichen, ist die Fähigkeit von Anpassung und der sinnvollen Nutzung der Informations- und Kommunikationstechnologien essentiell. Junge Menschen sind umgeben von digitalen Angeboten, u.a. Social Media, Computerspielen, Netflix & Co. – wirklich vorbereitet werden sie darauf aber nicht. Dadurch werden Kinder zu Opfern des Netzes und dessen Algorithmen, dem Suchtpotenzial, Cyber-Mobbing, Falschinformationen und vielem mehr.
Welchen Mehrwert haben digitale Methoden?
Neben der Notwendigkeit, digitale Kompetenzen an die Lernenden zu vermitteln, können digitale Medien auch dabei helfen, den Unterricht abwechslungsreicher zu gestalten. Oft ist es doch so: Die Schüler:innen empfinden den Unterricht als nicht relevant für ihr Leben und die Motivation und Beteiligung sinkt. Das erschwert das Unterrichten und führt auf lange Sicht zu Frustration auf beiden Seiten. Hier können digitale Medien unterstützen. Einerseits erregen digital gestützte Methoden Interesse bei den Lernenden und bewirken so besseren Lernerfolg. Andererseits kannst du deinen Unterricht effizienter organisieren, was dir Freiräume für Kreativität schafft. Durch kooperativen Unterricht und vielseitige Möglichkeiten für Lernprodukte schaffst du eine lerner:innenzentrierte Umgebung. Damit gibst du deinen Schüler:innen mehr Freiheit und Autonomie und förderst ihre intrinsische Motivation.
Welche digitalen Kompetenzen brauchst du heutzutage als Lehrer:in?
1. Medienkompetenz
Die Medienkompetenz ist sehr vielfältig und bezieht sich auf dein Wissen über Medien und deinen momentanen Gebrauch von Medienressourcen, vor allem Internet, aber auch Radio oder Zeitung. Zunächst sollte dir bewusst sein, was Medien sind und wozu sie nützlich sind. Medien stellen in erster Linie einen Weg für Kommunikation (via Texte, Bilder, Videos, etc.) dar und daher ist es wichtig zu wissen, wie und womit man wann kommunizieren kann oder sollte. Außerdem ist es wichtig, Medien kritisch und ethisch zu hinterfragen und sich bei dessen Nutzung über Datenschutz, Urheberrechte und Sicherheit im Netz bewusst zu sein. Für dich als Lehrer:in gehört zur Medienkompetenz auch, dass du dir die Frage stellst, wie deine Schüler:innen Technologien und Medien nutzen. Basierend auf dem Vorwissen deiner Klasse kannst du so authentischen und relevanten Unterricht erzielen.
2. Technologische Kompetenz
Durch stetige Innovationen verlieren analoge Medien immer mehr an Bedeutung. Lehrer:innen sind also aufgefordert, sich mit den relevanten technischen Geräten und Programmen, insoweit auszukennen, dass sie diese für den Unterricht verwenden können. Souveränität in diesem Bereich bedeutet also, dass Schüler:innen dich als Ansprechperson für technische Fragen wahrnehmen – was aber nicht heißt, dass du alles darüber wissen musst. Vielmehr solltest du verstehen, wo ihr nach Antworten oder Lösungen suchen könnt. Das zeigt nicht nur deine Problemlösekompetenz, sondern fördert auch die deiner Schüler:innen. Wenn sich Schüler:innen zufällig besser auskennen als du, ist das ebenfalls eine Chance für souveränen Unterricht. Indem du dich selbst als lernende und kooperierende Person zeigst, wirkst du authentischer und die Schüler:innen haben größeres Interesse im Unterricht mitzuarbeiten. Um deine Problemlösekompetenz in Bezug auf Technik auszubauen, eignen sich beispielsweise Fortbildungen, eine eigene Recherche oder experimentelles Ausprobieren verschiedener Methoden.
3. Methodenkompetenz
In der Methodenkompetenz geht es zum einen um deine pädagogisch-didaktischen Fähigkeiten und zum anderen um mögliche Unterrichtsmethoden. Es gibt eine Vielzahl digitaler Möglichkeiten, mithilfe derer du Materialien erstellen, Unterrichtsstunden planen und deine Schüler:innen aktiv werden lassen kannst – im und außerhalb des Unterrichts. Ganz wichtig dabei zu betonen ist, dass Technologienutzung immer mit einem pädagogisch sinnvollen Ziel zu verbinden ist. Pädagogische Ziele wären beispielsweise kollaboratives Arbeiten, Kreativität, Ergebnissicherung, Übung, Lernreflexion und vieles mehr. Während du bewusst Tools in deine Unterrichtsplanung einbeziehst, kannst du auch überlegen, wann kooperative Lernansätze sinnvoll sind. Die Einbeziehung eigener elektronischer Endgeräte kann ebenfalls sehr von Vorteil sein. Die Schüler:innen lernen ihr eigenes Gerät so besser kennen und entdecken auch die Möglichkeiten zur Weiterbildung mithilfe des Internets. Aber Vorsicht: auch wenn es heutzutage eine Seltenheit ist, dass Schüler:innen kein eigenes Endgerät besitzen, sollte man diese Möglichkeit im Hinterkopf behalten und Alternativen anbieten. Alternativ kannst du im Voraus abfragen, wer welches Gerät besitzt.
Die eigenen digitalen Kompetenzen abfragen
Aufgrund der enormen Wichtigkeit digitaler Kompetenz (nicht nur für Lehrer:innen) beschäftigt sich auch die Europäische Kommission damit. 2017 hat die Europäische Kommission einen wissenschaftlich fundierten Rahmen, den „Europäischen Rahmen für die digitale Kompetenz Lehrender“ (DigCompEdu), veröffentlicht. Auf Basis des DigCompEdu ist auch ein Selbsteinschätzungstool entstanden, das wir dir hier verlinken. Damit kannst du deine digitalen Kompetenzen als Lehrer:in testen, und dich so individuell und gezielt zu verbessern.
Hier geht’s zum Selbsteinschätzungstool: https://ec.europa.eu/eusurvey/runner/DigCompEdu-AE-DE#
Um deine Schüler:innen authentisch und modern beim Lernen zu begleiten, ist es also von großem Vorteil, digitale Elemente in deinen Unterricht einzubringen und gemeinsam deren Nutzen zu entdecken. Das kann nicht nur zu mehr Mitarbeit und größerem Lernerfolg der Schüler:innen führen, sondern auch zu einem belohnendem und bedeutsamen Berufsalltag. Und am Ende beweist das echte digitale Kompetenzen als Lehrer:in.
Wie sind deine Erfahrungen? Welche digitalen Kompetenzen sind dir bei Lehrer:innen wichtig? Erzähl uns davon in den Kommentaren unter diesem Beitrag, in einer Nachricht über unser Kontaktformular oder in den sozialen Medien auf Instagram, Facebook oder LinkedIn.
Quellen:
Baumgartner, P., Brandhofer, G., Ebner, M., Gradinger, P., & Korte, M. (2016): Medienkompetenz fördern – lehren und lernen im Digitalen Zeitalter. Die Österreichische Volkshochschule – Magazin für Erwachsenenbildung.
BMBF (2022): Kompetenzzentren für digitales und digital gestütztes Unterrichten.
Europäische Kommission (2016): Lebensbegleitendes Lernen – Schlüsselkompetenzen. EUR-Lex.
Kultusministerkonferenz (Hrsg.) (2017). Strategie „Bildung in der digitalen Welt“. Beschluss der Kultusministerkonferenz vom 08.12.2016.
Kühnert, T. (2021). Digitalkompetenzen von Lehrenden. bpb.de.
Lorenz, R., & Endberg, M. (2019). „Welche Professionellen Handlungskompetenzen Benötigen Lehrpersonen im Kontext der Digitalisierung in der Schule?“ MedienPädagogik: Zeitschrift Für Theorie Und Praxis Der Medienbildung, 61–81.
Rotberg, S. (n.d.). Welche Digitalen Kompetenzen Brauchen Lehrkräfte heute? Goethe-Institut.