datengestützte Schulentwicklung – effektiv und innovativ

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Im Laufe eines Lebens als Lehrkraft lernen wir unterschiedliche Schulen kennen: zunächst selbst als Schüler:in, später in Praktika, im Referendariat und in unserem Berufsleben. Dabei stellen wir fest: Keine Schule ist wie die andere. Schule ist ein System mit vielen Akteur:innen, denen es Tag für Tag ein zu Hause bietet. Jede Schule setzt aufgrund der Fähigkeiten des Kollegiums unterschiedliche Schwerpunkte. Die Regionen, aus denen die Schüler:innen kommen, bieten unterschiedliche Potenziale, die Schulen nutzen können. Und nicht zuletzt ist jede Schulgemeinschaft aus Schüler:innen, Lehrkräften, Eltern, Schulleitungen, … so individuell, dass sich an jede Schule verschiedene Bedürfnisse richten lassen. Genau hier setzt die datengestützte Schulentwicklung an.

Jede Schule sollte neben verbindlichen Unterrichtsinhalten eigene Schwerpunkte setzen, um den Erwartungen von außen möglichst gut gerecht zu werden und möglichst vielen Menschen einen Ort zu bieten, an dem sie gerne arbeiten, lernen, Menschen treffen und kreativ sind. Um dieses Ziel zu erreichen, beginnen viele Schulen Prozesse der datengestützten Schulentwicklung. In diesem Artikel erfährst Du

  • was die datengestützte Schulentwicklung ist,
  • warum Schulentwicklung nötig ist und
  • welche Rolle Daten dabei spielen.

Entwicklung, aber wohin? Potenziale für datengestützte Schulentwicklung

Bild des schiefen Turm von Pisa. Die PISA-Studie hat zu Beginn der 2000-er Jahre in Deutschland den Bedarf nach Veränderung in Schulen neu geweckt. Datenbasierte Schulentwicklung kann dazu ein Ansatz sein.

Spätestens seit dem sogenannten PISA-Schock zu Beginn der 2000er-Jahre ist in Deutschland die Einsicht gewachsen, dass Schulen sich grundlegend verändern müssen. Seit dieser Zeit gibt es viele Initiativen, um Schulen zu verändern und an neue Bedingungen unserer Zeit und Erwartungen der Gesellschaft anzupassen. Einen Teil davon bildet auch die datengestützte Schulentwicklung, die die Weiterentwicklung der einzelnen Schule in den Blick nimmt.

In welchem Bereich genau sich eine Schule entwickeln will, kann sie eigenständig festlegen. Eine Schulgemeinschaft kann sich dabei z.B. an den Kriterien des deutschen Schulpreises oder an Qualitätszielen des Bundeslandes (z.B. Niedersachsen) orientieren. Welches Themenfeld am dringlichsten ist, muss die Schulgemeinschaft gemeinsam entscheiden. Wolf-Thorsten Saalfrank unterscheidet drei grundlegende Entwicklungsbereiche (Saalfrank 2016: 17):

  1. Zur Organisationsentwicklung gehören z.B. die Entwicklung eines Schulprogramms und einer Schulkultur, die Teamentwicklung, Elternarbeit und die Kooperation mit außerschulischen Partner:innen.
  2. Die Personalentwicklung umfasst schulinterne Fortbildungen, Hospitationen und kollegiale Kommunikationstrainings.
  3. In der Unterrichtsentwicklung wird das Kerngeschäft von Schule beispielsweise in den Bereichen überfachliches Lernen, Methodentrainings, Unterrichtsformen, Digitalisierung und weiteren entwickelt.

Entwicklung, aber wie?

Autonome Schulen

Bei der Schulentwicklung wird eine Schule als eine weitestgehend eigenständige Institution betrachtet (Saalfrank 2016: 17). Diese Eigenständigkeit ist notwendig, um den bereits genannten unterschiedlichen Bedingungen, unter denen Menschen in Schule zusammenkommen, gerecht zu werden. Selbstverständlich erfährt die Autonomie aber auch z.B. durch gesetzliche Vorgaben Begrenzungen (ebd.).

Jede einzelne Schule wird dabei als „Motor der Entwicklung“ (Kempfert/Rolff 52018: 10) gesehen. Denn es ist völlig klar: Die Expert:innen für die eigene Schule sind vor Ort. Sie kennen die besonderen Potenziale des Schulgebäudes, der dort lernenden und arbeitenden Menschen und der Region. Nicht zuletzt sind sie es ja auch, die den Entwicklungsprozess durchführen, begleiten und evaluieren müssen (Holtappels 2014: 14f.).

Die auf diese Weise selbst gesetzten Ziele überprüfen die Schulen in regelmäßigen Abständen (Kempfert/Rolff 52018: 10). So können sie feststellen, „wo sie stehen“ und gemeinsam weitere Schritte der Schulentwicklung planen. Daher gilt eine Schule als „lernende Institution“ (Saalfrank 2016: 17), die ständig neue Herausforderungen und Arbeitsbereiche ausmacht und an ihnen wächst.

Zug und Druck bei der Schulentwicklung

Bild eines Druckmessgeräts symbolisiert Zug und Druck bei der datengestützten Schulentwicklung

Die Weiterentwicklung von Schulen kann dabei von zwei Faktoren angestoßen werden: von Zug und Druck. Sie gelten als „Treibstoff eines Entwicklungsprojekts“ (Kurz/Weiß 2016: 31). Ein Zug zu einem Entwicklungsprozess kann dann auftreten, wenn innerhalb der Schulgemeinschaft der Wunsch entsteht, etwas zu verändern. Dies kann durch Unzufriedenheit z.B. mit der technischen Raumausstattung, der Gestaltung des Schulgebäudes oder der Kommunikation zwischen Schulleitung und Kollegium ausgelöst werden (Holtappels 2014: 13). Akteur:innen der Schulgemeinschaft identifizieren ein solches Ziel dann als sehr attraktiv (Kurz/Weiß 2016: 31).

Druck zu einem nötigen Veränderungsprozess entsteht dann, wenn ein Zwang zu einer Veränderung innerhalb der Schule entsteht. Dies können neue Bildungsvorgaben sein oder die Einführung eines neuen Schulbuches. Akteur:innen der Schulgemeinschaft identifizieren ein solches Ziel als unbedingt notwendig (ebd.).

Daten, aber welche?

Im besten Fall führen Schulentwicklungsprozesse dazu, dass innovative und kreative Wege beschritten werden. Dies geht häufig mit viel Freude an der Veränderung und fruchtbarem Austausch einher. Es benötigt allerdings auch neben der Bereitschaft zu Neuem die Bereitschaft zum Scheitern.

Die Begleitung durch die Erhebung, Auswertung und Interpretation von Daten ist daher sehr wichtig. Sie stellen sicher, dass z.B. neu eingeführte Abläufe verbessert werden können und so ihr Ziel nicht verfehlen. Die Erhebung von Daten steht aber auch am Beginn einer Schulentwicklung. So kann festgestellt werden, in welchem Bereich genau eine Schule einen Bedarf zur Weiterentwicklung hat. Damit wird sichergestellt, dass eine Weiterentwicklung nicht nur von einzelnen Personen getragen wird, sondern von einem Großteil der Schulgemeinschaft.

Daten können auf unterschiedliche Weise erhoben werden. Die Art der Datenerhebung ist davon abhängig, was genau untersucht werden soll (Gärtner/Wurster 2019: 117). Geht es um die Arbeitsvoraussetzungen innerhalb der Schule (z.B. Personalausstattung)? Sollen die Prozesse der Schule genauer beleuchtet werden (z.B. Unterrichtsqualität)? Oder geht es um die Einschätzung der Ergebnisse, die Voraussetzungen und Prozesse liefern (z.B. Schulabschlüsse)?

Quantitative und qualitative Daten

Generell gibt es eine Unterscheidung zwischen quantitativen und qualitativen Daten. Quantitative Daten werden meistens mit einer großen Stichprobe erhoben, idealerweise nimmt die gesamte Schulgemeinschaft daran teil. Ergebnisse aus quantitativen Befragungen werden häufig mit Zahlen dargestellt. Darunter fallen zum Beispiel die Entwicklung von Schüler:innenzahlen, die Anzahl ausgefallener Stunden oder das Abschneiden in Vergleichsarbeiten.

Werden qualitative Daten erhoben, werden z.B. Akteur:innen der Schulgemeinschaft in Bezug auf einen konkreten Bereich befragt. Dies kann in Interviews oder mit Fragebögen geschehen. Dazu gehören aber auch Unterrichtsbeobachtungen, die z.B. im Rahmen einer kollegialen Hospitation oder einer Schulinspektion durchgeführt werden.

Ergebnisse einer qualitativen Datenerhebung lassen sich nicht einfach in Zahlen umwandeln. Hierbei geht es eher darum, Einzelfälle in den Fokus zu nehmen und beispielhaft auszuwerten. Die Auswertung kann entweder Hinweise für weitere (quantitative) Datenerhebungen oder Impulse für datengestützte Schulentwicklung liefern.

Vorteile der datengestützten Schulentwicklung

Es gibt eine Vielzahl an Vorteilen für die Arbeit mit Daten bei der Schulentwicklung (ebd., S. 124):

  • Die Ergebnisse veränderter Abläufe können unmittelbar abgelesen werden.
  • Über die Erhebung von Daten kann die Verbindlichkeit beschlossener Maßnahmen steigen. Einigt sich eine Schulgemeinschaft auf ein gemeinsames Ziel, können anschließend alle Akteur:innen daraus eigene Arbeitsbereiche ableiten. Dies gelingt, da es ein gemeinsames Verständnis davon gibt, wie eine gute Schule aussehen kann und woran sich das zeigt.
  • Veränderungsprozesse können zielgenauer adressiert werden. Erst dann, wenn die Schulgemeinschaft in ihrer Breite durch die Erhebung von Daten in den Schulentwicklungsprozess einbezogen wird, kann auch festgelegt werden, in welchen Bereichen es eine Notwendigkeit oder einen Wunsch zur Entwicklung gibt.

Die Erhebung, Auswertung, Interpretation und Präsentation von Daten ist vielschichtig und komplex. Es bietet sich daher gerade am Anfang an, sich Unterstützung von außen zu holen oder auf bereits bewährte Erhebungsinstrumente zurückzugreifen. Solche werden häufig von Bundesländern oder Universitäten und Hochschulen zur Verfügung gestellt.

Datengestützte Schulentwicklung – offen und transparent

Für das Gelingen eines Schulentwicklungsprozesses ist es wichtig, dass die Schulgemeinschaft stets darüber informiert wird. Werden Daten erhoben, müssen diese transparent gemacht werden. Dies erhöht die Beteiligung am Schulentwicklungsprozess. Es gilt insbesondere auch dann, wenn aus den Daten Ergebnisse sichtbar werden, die bei (Teilen) der Schulgemeinschaft Unbehagen auslösen können.

In solchen Fällen sind Gespräche über die Ergebnisse zielführender, als Ergebnisse nur in Teilen zu veröffentlichen oder in einer Schublade verschwinden zu lassen. Gerade durch die Öffnung eines Entwicklungsprozesses an Schulen kommen mehr Perspektiven, Ideen, Expertise und Kreativität zusammen, um Herausforderungen gemeinsam angehen zu können.

Und nicht zuletzt kann bei der Darstellung der Schulentwicklung das Gemeinschaftsgefühl der Schule gestärkt werden. Denn es steht im Vordergrund, was gemeinsam erreicht wurde und in welchen Bereichen gemeinsam Veränderungen angestoßen werden sollen.

Tipp

Um sicherzustellen, dass im Rahmen der Schulentwicklung, alle Interessengruppen mit einbezogen werden, bietet sich der Ansatz der partizipativen Schulentwicklung an, den du hier findest.

Kurz & Knapp – datengestützte Schulentwicklung

Schulentwicklung bedeutet die Weiterentwicklung und Verbesserung einer einzelnen Schule für alle Akteur:innen.

Schulen als „Motor der Entwicklung“: Schulentwicklungsprozesse sind dann besonders erfolgreich, wenn viele Perspektiven einbezogen werden: Schüler:innen, Eltern, Lehrkräfte, Schulleitung, Angestellte.

Die Schulentwicklung dient dazu, eine Schule so zu verändern, dass die besonderen Potenziale der Menschen, der Region und des Gebäudes ausgeschöpft werden können.

Es gibt viele Entwicklungsbereiche. Welcher Bereich von einer Schulgemeinschaft angegangen wird, entscheidet die Schulgemeinschaft selbst.

Daten sind ein wichtiges Tool in der Schulentwicklung: Sie stellen sicher, dass sich alle beteiligen können und dienen der Überprüfung der gesteckten Ziele.

Jede Schule ist ein Individuum. Daher sind Kreativität und Innovation gefragt, um eine Schule zu dem besten Ort für Bildung und ein gemeinsames Zusammenleben zu machen.

Interessierst du dich für datengestützte Schulentwicklung an deiner Schule? Dann vereinbare jetzt ein kostenloses Expert:innengespräch mit uns, um die Möglichkeiten und Herausforderungen an deiner Schule zu besprechen!

Quellen

Holtappels, Heinz Günter (2014): Schulentwicklung und Schulwirksamkeit. Erkenntnisse aus der Perspektive von Schulentwicklungstheorie und -forschung. In: Holtappels, Heinz Günter (Hg.): Schulentwicklung und Schulwirksamkeit als Forschungsfeld. Theorieansätze und Forschungserkenntnisse zum schulischen Wandel. Münster – New York : Waxmann, S. 11–47.

Gärtner, Holger – Wurster, Sebastian (2016): Instrumente und Verfahren der Evaluation in Schule und Unterricht. In: Buhren, Claus G. – Klein, Günter – Müller, Sabine (Hgg.): Handbuch Evaluation in Schule und Unterricht. Weinheim – Basel: Beltz, S. 113–127.

Kempfert, Guy – Rolff, Hans-Günter (52018): Handbuch Qualität und Evaluation. Ein Leitfaden für Pädagogisches Qualitätsmanagement. Weinheim – Basel : Beltz.

Kurz, Gabriele – Weiß, Sabine (2016): Erfolgreiche Gestaltung des Schulentwicklungsprozesses: Modelle – Begleitung – Akteure. In: Kiel, Ewald – Weiß, Sabine (Hgg.): Schulentwicklung gestalten. Theorie und Praxis von Schulinnovation. Stuttgart : Verlag W. Kohlhammer, S. 30–55.

Saalfrank, Wolf-Thorsten (2016): Schulentwicklung heute – eine theoretische Skizze. In: Kiel, Ewald – Weiß, Sabine (Hgg.): Schulentwicklung gestalten. Theorie und Praxis von Schulinnovation. Stuttgart : Verlag W. Kohlhammer, S. 16–29.

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