Als Lehrer:innen möchten wir Schüler:innen zu selbstständigen Menschen in der Gesellschaft erziehen und bilden. Dazu passend ist Selbstorganisiertes Lernen ein umfassender, innovativer Unterrichtsansatz, der selbstständiges, aktives und eigenverantwortliches Lernen von Schüler:innen fördert. In diesem Artikel geben wir einen Überblick über die Grundideen des Konzepts.
Was bedeutet Selbstorganisiertes Lernen?
Selbstorganisation bedeutet, dass Mittel, Wege und Produkte zur Erreichung eines Lern- oder Kompetenzziels nicht festgelegt sind. Ganz allgemein gesprochen bedeutet es, dass ein Unterrichtsarrangement gewisse Freiheitsgrade besitzt, die Schüler:innen nach eigenen Wünschen gestalten können. Gleichzeitig werden die Schüler:innen fortlaufend darin geschult, den besten eigenen Lernweg zu finden.
Warum Selbstorganisiertes Lernen (SOL) fördern?
Das Konzept des Selbstorganisierten Lernens lässt sich auf zwei wesentliche Punkte herunterbrechen:
- Notwendigkeit: Schüler:innen müssen sich nach dem Verlassen der Schule in einer Welt zurechtfinden, die komplex ist und sich schnell verändert. Auch in späteren Berufen müssen die Schüler:innen für Probleme Lösungen entwickeln. Selbstorganisiertes Lernen befähigt Schüler:innen dazu, sich selbst zu organisieren und dabei auf die passenden Mittel zurückzugreifen.
- Bedürfnisse: Man geht davon aus, dass Menschen eine grundsätzliche Fähigkeit haben, sich selbst in Hinblick auf ein Ziel oder einen Zweck zu optimieren. Die mit der Optimierung des Lernprozesses einhergehende Verantwortungsübernahme wirkt motivierend, da Schüler:innen Autonomie und zunehmend eigene Kompetenz erleben.
Wie kann ein SOL-Lernarrangement bei mir aussehen?
Einen wichtigen Punkt wollen wir an dieser Stelle direkt deutlich machen: Es gibt kein allgemeines Rezept für die Umsetzung von Selbstorganisiertem Lernen an einer individuellen Schule. Optimalerweise hat eine Schule aber ein gemeinsames Konzept, aus dem ersichtlich wird, in welchen Klassenstufen welche Kompetenzen für das Selbstorganisierte Lernen wie erlernt werden sollen.
Aber selbst wenn es keinen übergeordneten Schulentwicklungsprozess gibt, kann man die Prinzipien des Selbstorganisierten Lernens im eigenen Unterricht einsetzen. Einige Methoden wären z.B.:
- Wochenplanarbeit: Schüler:innen erhalten einen Wochenplan mit Aufgaben, die sie in den zur Verfügung stehenden Unterrichtsstunden der Wochen bearbeiten müssen,
- Lernbüros: Schüler:innen erhalten feste Unterrichtszeiten, in denen sie frei Aufgaben üben sollen,
- Stationenlernen: im Unterricht bearbeiten die Schüler:innen Aufgaben an verschiedenen Stationen.
Wichtig ist für die Implementierung im eigenen Unterricht, die eigenen Erwartungen immer wieder klar zu kommunizieren und erst schrittweise den eigenen Unterricht hin zur Selbstorganisation zu entwickeln. Hilfreich ist es dabei, Abläufe zu ritualisieren, damit für die Schüler:innen zunehmend die Struktur des Unterrichts und die an sie gestellten Erwartungen klarer werden.
Schlussendlich muss sich die Notengebung verändern. Schüler:innen werden unterschiedliche Themen bearbeiten und unterschiedliche Lernprodukte erzeugen. Gleichzeitig sind sie gefordert, regelmäßig das eigene Lernen zu reflektieren. Die Notengebung sollte transparent sein, Prozessmerkmale berücksichtigen und individualisiert auch auf die Reflexionsleistung der Schüler:innen eingehen.
Selbstorganisiertes Lernen bedeutet, bei Schüler:innen selbstständiges, eigenverantwortlichen Lernen durch zugelassene Freiheitsgrade zu schulen. Mit den richtigen Lernarrangements rücken die Lernenden und ihre individuellen Bedürfnisse in den Fokus des eigenen Lernprozesses, während die Lehrkraft in eine beratende Rolle übergeht.
Fazit – Selbstorganisiertes Lernen in der Praxis
Wie sind deine Erfahrungen? Hast du selbstorganisiertes Lernen schon bei dir im Unterricht ausprobiert oder kennst du Erfahrungen von Kolleg:innen? Erzähl uns davon in den Kommentaren unter diesem Beitrag, in einer Nachricht über unser Kontaktformular oder in den sozialen Medien auf Instagram, Facebook oder LinkedIn.